Der Stab V.
Jetzt wollte sie mit der Geschichte anfangen, die sie sich seit Jahren zurecht gelegt hatte. Doch die Gedanken und Worte wollten wie wild aus ihr hervorquellen, ungezügelt und ungeordnet. Ein Strudel den sie nicht überschauen konnte. Ihre vorbereitete Erzählung bröckelte in ihrem Kopf dahin und verschwand in den wirbelnden Fluten ihrer Gedanken. Geschichten aus ihrer Kindheit, Lieder, Wortfetzen und Stimmen flossen an ihr vorbei. Kurze Panik breitete sich in ihr aus, doch dann fand sie in dem Sturm in ihrem Kopf etwas woran sie sich klammern konnte. Ein Satz, den Enda ihr mit auf den Weg gegeben hatte: „Fühle die Vergangenheit“. So ließ sie von den Gedanken der Vernunft und der Ordnung ab, mit denen sie vorhin den Stab besiegt hatte und ließ sich ganz auf ihr Fühlen ein. Die Erzählung breitete sich plötzlich vor ihr aus, als ob sie ein verborgenes Portal aufgestoßen hätte. Die ersten beiden Prüfungen hatte sie bestanden, jetzt kam die Dritte: die Geschichte selbst. Jetzt war es soweit, es war als wären es Jahre, voll von inneren Kämpfen her, seit der Alte sie aufgefordert hatte den Stab zu nehmen, doch erst wenige Minuten waren verstrichen.
Kenar setzte sich aufrecht hin, die Augen in weite Ferne gerichtet und begann endlich, mit zunächst noch unsicherer dann aber immer stärker werdender Stimme, zu erzählen.
Kenar setzte sich aufrecht hin, die Augen in weite Ferne gerichtet und begann endlich, mit zunächst noch unsicherer dann aber immer stärker werdender Stimme, zu erzählen.
bitchwitch - 8. Jun, 14:42